Friede, Öko, Leichentuch

Seit den 1970er Jahren habe ich Recycling-Papier benutzt, bereits zu einer Zeit als das noch aussah wie das einlagige Klopapier, das man heute bestenfalls noch in Landgasthöfen mit selten frequentierter Toilette finden kann. Natürlich war das Recycling-Papier teurer als weißes Normalpapier und man konnte es nur mit Bleistift oder Kuli beschreiben, weil Füller und Filzer sich in dem Material zu unleserlichen Rohrschachfiguren verflossen. Ich habe hässliche Briefe geschrieben aber ich war umweltbewusst.

Ich habe mein erstes Auto in den 1980er Jahren trotz extrem klammem Geldbeutel für über 1000 Mark umbauen lassen, damit ich einen Katalysator im Auspuff hatte und bleifreies Benzin tanken konnte. Nach dem Umbau war es nicht mehr möglich mit meiner Rostlaube verbleites Benzin zu tanken und bleifreies Benzin gab es nur an wenigen Tankstellen. Selbstverständlich war „Bleifrei“ – obwohl ja gar kein Blei reingegeben werden musste – wesentlich teurer als das verbleite Benzin. Meine Werkstatt hielt mich für einen Spinner, trotzdem habe ich in saubere Luft investiert.

Ich habe mich in Schwandorf regelhaft zusammen mit zahlreichen weiteren Friesennerzgegelbten Sympathisanten von der Bereitschaftspolizei duschen lassen, wenn wir am Wochenende gegen die Wiederaufbereitungsanlage am Wackersdorfer Zaunmonument absaßen. Am 1. Mai demonstrierten wir nicht gewerkschaftsgesteuert laut skandierend für mehr Geld sondern marschierten friedensbewegt für weniger Waffen. UND: Der „Atomkraft Nein Danke“ oder der „Schwerter zu Pflugschaaren“-Button auf der Schultasche qualifizierte uns Jungs bei den Mädels und umgekehrt als knutsch- und kuß-akzeptabel und war – so waren wir uns sicher – der einzige Weg, dass wir uns in Zukunft fortpflanzen dürften. Ohne Button war man chancenlos, mit Button potenzieller Gründer der neuen Generation. Für mich war Öko logisch und das Peace-Zeichen auf dem T-Shirt ein Sozial-Potenzmittel.

Über Jahrzehnte habe ich liebevoll die Aluminiumdeckel von Joghurtbechern abgezogen, abgeschleckt und nachdem ich Papier und Plastik des Bechers voneinander getrennt, sowie den Becher leer gegessen und abgespült habe, final alle Teile brav ins Recycling gegeben. Bioabfall kompostiere ich teils kommunal, teils privat, je nach Art der vom Abfallbeamten entwickelten Verrottungsmatrix. Man will zuhause ja keine Ratten anziehen aber Igel lieben den Laubhaufen mit Rosen- und Heckenverschnitt im Garten. So habe ich die umfassende kommunale Müllphilosophie vom obligaten „alles getrennt beim Recyclinghof abliefern“ über die Nutzung von diversen Trenn-Containern bis zur Sammelabholung des Verpackungsgemenges im gelben Sack als zunehmend qualifizierter Materialwissenschaftler stets engagiert begleitet.

Ich habe mich bemüht Diesel zu sparen, indem ich ein kleines Auto weitgehend verhalten fahre und versuche Tempo 140 nicht zu überschreiten. Immer bei höheren Geschwindigkeiten – mit tempoproportional schlechtem Gewissen auf dem Pedal – gelobe ich, bald wieder für Greenpeace oder SeaEye zu spenden. Ich bin vor Corona sogar so oft Zug gefahren, dass ich über viele Jahre BahnBonus-Bevorzugter war. Das Bahnfahren habe ich seit Corona zwar reduziert, ich fahre jetzt aber so oft es geht Rad. Fliegen mag ich sowieso nicht, so verbinde ich Flugangst und alle üblen Energieverbrauchs-Bewegungs-Sünden mit dem Grundsatz: Bleib zuhause und nähre Dich redlich, was leider auch die üblichen Folgen auf meine Statur hat.

Ich habe seit Jahren, außer „die Blauen“ bei IKEA, kaum mehr Plastiktüten benutzt. Stattdessen habe ich im Supermarkt entweder Papiertüten gekauft oder nach freiwerdenden Verpackungskartons geschielt. Nicht selten habe ich Letztere aus dem Pappe-Müllwagen im Supermarkt-Flur geangelt. Die Discount-Damen gucken dann immer ein wenig schief (oder bilde ich mir das nur ein?) und mir entweicht ein Lächeln zusammen mit einer mit gesenktem Gesicht samt vor mich hingemurmelter Lautäußerung wie „schulligung isdiekiste frei“. Pappe statt Plastik.

Ich habe ein DIN-Norm-gedämmtes Holzhaus gebaut, das malerisch vor dem Gästezimmerfenster über einen energiesparenden Luft-Wärmetauscher in Form einer Heutrocknungsanlage verfügt und alternativ sogar mit Kaminholz beheizt werden kann. Auf meinem Haus- und Garagendach finden sich eine warmduscherfreundliche Solarthermie-Verrohrung und eine sündteure Photovoltaikanlage mit angeschlossener autarkieversprechender Speicherbatterie. Batterie, Wärmtauscher und vieles anderes im Haus ist internet-steuerbar. So kann ich von meinem Mobiltelefon aus genießen, wenn mir die Sonne dank Einspeisungsvergütung das Gefühl gibt, Strom-Magnat zu sein. Ich energieoptimiere die smarte Geschirrspülmaschine, die funkschaltbaren Lampen und den Solarbatterie-Block über die APP meiner Home-Kameras als veritabler Online-Block-Wart.

Meine Frau und meine Tochter verzichten schon lang auf Fleisch und selbst ich schränke meinen Fleischverbrauch zunehmend ein, weil Rinderfürze und Schweinegülle, Viehfutteranbau und Schlachtbänke Tiere leiden, Menschen fett werden und die Welt verodeln lassen. Methan ist der Satan aus dem rauchenden Rinderpo, der diesem entweicht, nur um ihn später zur Schinkenbacke zu räuchern. Hühner essen ist sowieso out, seit die Pharma-Konzerne ihre allgegenwärtigen Lieferprobleme bei Antibiotika auf den erhöhten Verbrauch in den diversen Wald- und Wiesenhöfen zurückführen können. Dass das Essgetier armen Menschen die Nahrung wegpickt und niewiderkäut nagt zudem am Frieden der Welt. Ich bemühe mich also sogar für Umwelt und Frieden zu essen.

Wir haben Demokratie erlebt und erlitten. „Make love not war“, Blume im Haar und Pace-Flagge am Balkon, auch wenn zwischenzeitlich die freie Meinungsäußerung der Influencer-Dominanz mit ihrem Like-gesteuerten Wertebild gewichen zu sein scheint. Und jetzt bombt und schießt der Russe vor unseren Toren. Mein Vater hatte Zeit Lebens gewarnt, dass er kommen wird. Hey Du Desputin, ist Dir klar, dass alleine einer Deiner Panzer all meine lebenslangen Müllvermeidungs-, Energiespar- und Umweltschutzbemühungen ins vor-grüne Dreckschleuder- und Energieverpuffer-Zeitalter auf einen Schlag zurückkatapultiert. Warum bin ich nicht in meinen jungen Jahren spaßeshalber mit vollem Rohr über die Autobahnen gerauscht, wenn Du jetzt herumbrennst wie ein gesengtes Rüsseltier. Meinst Du, ich wollte Dir meine Lebensleistung an Umweltschutz-Zeit und -Investitionen schenken? Du bist ein aktiver Mörder, das wissen wir. Du konterkarrierst aber nicht nur alle Friedensbewegten ins Niwana. Du löschst auch die Bemühungen einer ganzen Generation, die Welt zu einem ein bisschen besseren, saubereren, umweltbewussteren Platz zu machen einfach aus.

Weißt Du was? Ich verachte Dich für Dein Morden… ganz abstrakt, wie ich das Morden an sich sowieso verachte. Aber ich hasse Dich ganz persönlich, weil Du mein Lebenswerk als zumindest bemühter Öko- und Friedensbettler zerstörst. Du wirst es verhindern, dass meine Generation in Erinnerung bleibt, als die, die den ersten Schritte hin zu einer Versöhnung mit der Natur gegangen ist, indem Du die Öko-Bilanz langfristig so schädigst, dass wir – mangels Bedeutung – einfach vergessen werden. Du hast es geschafft, dass ausgerechnet die Grünen zustimmen müssen, Waffen zu kaufen, zu verschieben, zu ringtauschen und – das vergisst man leicht – auch abzuschießen. Es gibt nämlich keine geladene Waffe, die ihre Bestimmung nicht auch irgendwann am Abzug konsequent durchzieht. Langfristig wird man also Habeck und Behrbaum in den Geschichtsbüchern bestenfalls als erfolglos oder sogar kriegstreiberisch verewigen und – das werden die sich eher wünschen – vergessen. Du dagegen wirst als Zeitenwende-Schlächter von den Nazis der Zukunft auf ihren T-Shirts glorifiziert werden. Che Putin mit orthodoxem Doppelkreuz im Hintergrund. Wenn es russistische Nazis gibt.. keine Sorge, Nazis gibt es überall, sogar bei den Israelis. In der Geschichte wird das was man „wollte“ aber nicht „machte“ immer nur als ungewollte Machtlosigkeit abgeurteilt. So vernichtest Du das Erbe meiner Generation.

Du, kleinwüchsiger Pitin, möchtegern großer Potin, hast Dich schon oft genug und erfolgreich als Geschichtsfälscher betätigt. Also machst Du einfach weiter, betrügst Dich vermutlich sogar selbst, weil es Dir vermutlich Wurst ist. Ich wünsche Dir viele dicke Würste und dass sie Dir im Halse stecken bleiben. Da hilft dann auch der chinesische Ping nix, denn mit Stäbchen geht die Wurst nicht raus. Und wenn sie erst mal richtig feststeckt, dann weißt Du endlich, wie mir beim Anblick Deines geschichtsniederträchtigen, todesgeschwängerten Vernichtungsgeprotzes zu Mute ist: Nein, nicht zum Morden, auch wenn ich mich dabei ertappe das gegen alle meine Lebensüberzeugungen hin und wieder zu denken. Du bist zum Kotzen.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.