Betreutes Geld für Kitalose

Toll! Die Unionsparteien haben beim Betreuungsgeld einen Konsens gefunden. Endlich wissen die christlichen Fraktionäre, wie sie fortan den heimischen Herd prämieren wollen, wie das Gehalt der Eigenkinderbetreuer im unionierten Kompromiss fortan an die potenzielle da-heimerziehende Wählerschaft verteilt werden soll.

Das war aber wirklich langsam Zeit geworden. Wer sein Kind in einen Kita gibt genießt ja unglaubliche Vorteile. Er braucht das Geschrei der Bälger nicht mehr hören, muss die vollgemachten Windeln nicht mehr riechen, darf fern von Krokodilstränen, Versteckspielen und dümmlichen Kinderliedern mit ungestörter Muße seinem 1€-Job nachgehen, um so Reichtümer anzuhäufen, während öffentlich bezahlte Kinderbändiger den Nachwuchs in Schach oder Monopoly halten.

Darin hat Horst, der in Berlin und Bayern zeugungserfahrene Doppel-Familienmensch die Ungerechtigkeit der Welt entdeckt: wer seinen Nachwuchs nicht an Dritte abgibt sondern selbst erzieht ist benachteiligt. Diese selbstlosen Heim-Erzieher müssen in Analogie zu den rabenschwarzen sozialstaatausnutzenden Kindabschiebe-Eltern entschädigt werden. Wer am eigenen Herd familiert und Nachwuchs heim-hütet muss im Rahmen der Political-Fairness auch Geld kriegen, sozusagen als Kita-Nichtnutzungs-Ersatzpauschale.

Mensch Horst, da machst Du ein Fass auf! Das hat Potenzial! Wir empfehlen Dir wie immer konsequent zu sein: Wer z.B. überhaupt kein Kind hat, also mehr oder minder schuldlos kinderlos ist, der sollte in Analogie zur Herd- eine Kinderlosigkeits-Prämie erhalten, weil er ja gar kein Kind in gar keine Kita gibt. Dass die kinderfrei Benachteiligten zudem auch kein Kindergeld kriegen und im schlimmsten Fall sogar in Verhütungsmittel investieren, kommt erschwerend hinzu.

Und: Mann und Frau muss im Interesse der Förder-Gerechtigkeit auch noch an anderer Stelle weiter denken. Wer keinen Krebs hat, der kriegt auch keine teure Behandlung. Der schuldlos, krebslos gesunde sollte also konsequenterweise eine Krebs-Ausgleichszahlung erhalten: für entgangene Krebstherapie. Wer nicht straffällig wurde, dem entgeht der kostenlose, subventionierte  Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen. Das schreit nach einem Knast-Refunding. Das kann die Politik ja im Interesse der regiofixierten Ausgabemoral als Wertscheck z.B. für einen Urlaub in Bitterfeld oder Castrop-Rauxel ausgeben lassen – die echte Alternative zum Knast.

Und jetzt: da machen die Onkels von der FDP unseren Einstieg in die ausgleichende Moraltheorie zur Nichte. Toll. Ich hätte nie gedacht, dass wir hier irgendwann einer FDP-Kapriole begrüßen würden. Hey FDP, bisher hab ich Euch für schlicht sinnlos gehalten. Wie wäre es, wenn ihr demnächst auch für Mindestlöhne, für Steuern auf Börsengeschäfte und ohne Herrn Rösler antretet? Damit wärt ihr aus meiner Sicht zwar immernoch nicht wählbar aber zumindest erstmals satisfaktionsfähig.


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