Jüngstes Gericht

Das jüngste Gericht aus Köln hat mit seinem Urteil zur Beschneidung große Entfremdung ausgelöst und ungeplant treten unsere sonst eher keuschen Landsleute aus dem Migrationshintergund dank fehlendem Präputium in den penisdiskutierenden Vordergrund. Dabei ist das Kölner Verdikt nur konsequent. Schließlich ist das Kupieren von Pferden und Hunden auch verboten. Warum sollte man also kleinen Jungs in der ersten Welt das Geschlechtsteil aus Tradition beschnitzen dürfen, wenn sich alle Welt über die rituelle Verstümmelung  von Mädchen in der dritten Welt erregt? Religiösen Heißspornen sei entgegnet: „Wem Gott eine Vorhaut gegeben hat, dem soll sie der Mensch nicht nehmen“.

Der Präsident der Bundesärztekammer Montgomery sprach in einem Kommentar zum Vorhauttribunal zwar von einer „kultur-unsensibilität“, rät aber seinen Kollegen – Lokalanästhesie hin oder her – vorsichtshalber erst einmal das Skalpell von der anderweitig keineswegs unsensiblen Angelegenheit zu lassen.

Vielleicht sollten wir aber dennoch mehr Respekt vor den religiösen Riten der bundespräsidial bestätigt zu Deustschland gehörenden Muslime und vor den talmutigen Bräuchen der in Deutschland traditionell willkommenen Juden haben. Schließlich wird zumindest das Kupieren von Schweineschwänzen in der EU rechtssicher praktiziert, da sich die Ferkel ihr Ringelding sonst wechselseitig abbeißen.  Dermatologisch – sozusagen vorhautärztlich – gesehen ist die Schweinehaut der Menschlichen zum einen ähnlicher als die von Pferd oder Hund, zum zweiten muss das Abbeißen durch Hinterhofschlawiner verhütet werden damit das zarte Band der Integration potenzieller oder stattgehabter Zirkumzidenten nicht an der deutschen Eichel durchtrennt wird.

Auch spricht im Hinblick auf die Entspannung vieles dafür, das bisschen Vorhaut auf dem Altar der sekularen Toleranz zu opfern. Wohin sollen wir denn in Zukunft noch in einen bezahlbaren, sonnigen Urlaub reisen? Griechenland, Italien, Spanien? Dort gelten wir dank Euro-Krise als ungeliebte Spar-Diktatoren und Harzt-4-Exporteure. Irak, Afghanistan oder Lybien taugen nur noch für Event-Reisen. Jetzt können wir uns bald weder in der Türkei zur all-inclusive Föllerei, noch in Israel zum Palästinenser-Watching, weder in Ägypten zum Minenschnorcheln noch beim Hallenskifahren in Dubai mehr sehen lassen. Und alles nur wegen eines Kölner Penisschützers.

Wo seid ihr Kölner denn, wenn die orthodoxen Katholiken ihre Kirchen ohne Rücksicht auf die gemeindekeuchenden Asthmatiker mit Weihrauch einnebeln? Wo wart ihr, wenn katholische Pfarrer ihre Ministranten in Erinnerung an frühchristliches Brauchtum nagelten? Wo seid Ihr, wenn uns die post-käßmannsche evangelische Kirche zu Tode langweilt? Was habt Ihr angerichtet, wenn der Präsident des Zentralrats der Juden, Graumann, an Bundeskanzlerin Merkel schreibt, dass er keine Zukunft für die jüdischen Gemeinden in Deutschland sehe, wenn dem Urteil nicht widersprochen wird: „Dann müssen wir gehen“. Das hätten sich unsere Nazis nie träumen lassen.

Aber eines muss man anerkennend sagen. Mit dem vorläufigen Schutz des angeborenen, afunktionellen Kondomimitats durch Euer ungewollt historisches Urteil habt ihr eine neue, unerwartete, ganz und gar erfreuliche Allianz geschmiedet: Araber und Juden ziehen politisch und religiös an der gleichen Vorhaut. Wollen wir hoffen, dass sie diese friedliche Einigkeit irgendwann an anderer Stelle wieder hinkriegen, auch wenn der Bundestag demnächst erwartungsgemäß im Sinne eines schnittfesten Religionsfriedens an einem Donnerstagabend mit allen 26 anwesenden Stimmen der Vorhaut die unversehrte Existenzberechtigung Kraft Gesetzes entzieht.


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